Noch sauberer durch Nachrüstung
Hallo zusammen,
vorab: Das ist mein erster Beitrag im Binnenschifferforum. Mit Interesse habe ich die sehr guten sachlichen Beiträge hier gelesen.
Wir stellen Abgasminderungssysteme zur Nachrüstung größere Dieselmotoren her (www.exomission.de). Partikelfilter, SCR-Systeme, Katalysatoren als auch unsere innermotorisch arbeitende Kraftstoff-Wasser-Emulsionstechnik, kurz KWE sind unsere Produkte. Ein Schwerpunkt sind die Hauptmaschinen der (Bestands-)Binnenschiffe. Bei jedem neuen Projekt messen wir die realen Abgase im Originalzustand als auch im nachgerüsteten Zustand. Wir wissen daher sehr gut, welche Abgase die Motoren in welchen Mengen emittieren.
Einer unserer Kunden wollte genau wissen, wie umweltfreundlich er denn mit / ohne unsere KWE im Vergleich zu den Lkw seine Güter transportiert. Daher haben wir die Emissionen des älteren (vor ZKR-Abgasnorm) Binnenschiffsmotors mit denen von Lkw verschiedener Abgasnormen (Euro 4, 5 und 6) hinsichtlich Stickoxiden (NOx) sowie Partikelmasse/Ruß (PM) verglichen. Um den Vergleich anzustellen, mussten wir verschiedene -natürlich ungenaue- Annahmen hinsichtlich Fahrgeschwindigkeit, Nutzlast, Kraftstoffverbrauch, Emission bei Lastpunkt, etc. treffen.
Nach dieser vereinfachten Berechnung emittieren die großen 40 Tonner-Lkw (ca. 27 Tonnen Nutzlast) in den Euro-Normen 4 und 5 ca. 3,5 mg PM pro km pro Tonne Nutzlast. Ein Euro-6-Lkw der neuesten Generation emittiert demnach nur noch 1,1 mg/km/Tonne. Der Binnenschiffsmotor in unserem Vergleich (Baujahr 1967) emittiert nach Prüfnorm gemessen ca. 210 mg/kWh Partikel. Das ist schon fast am ZKR II-Grenzwert von 200 mg/kWh. Auf den Fahrbetrieb umgerechnet emittiert der Motor im Mix beladen zu Berg / zu Tal bei 2000 Tonnen Nutzlast etwa 2,6 mg/km/Tonne PM. Das ist also deutlich weniger als Euro 4 und 5 Lkw, allerdings auch deutlich mehr als ein neuer Euro 6-Lkw. Mit unserer KWE-Technik reduziert sich die PM-Emission an diesem Motor jedoch drastisch, so dass der Binnenschiffsmotor im Mix weniger als 0,5 mg/km/Tonne Partikel emittiert. Das ist weniger als die Hälfte gegenüber den modernsten Euro-6-Lkw.
Das alles bereits ohne die Feinstäube aus Reifen-, Bremsen und Straßenabrieb sowie dessen permanente Aufwirbelung bei Lkw zu betrachten. Wenn man dem Artikel aus der Zeit "Die Motoren sind nicht das Problem" vom 17.02.2017 glauben darf, tragen die motorischen Feinstäube nur zu 15% zur Feinstaubimission bei. Die übrigen 85% sind die oben erwähnten Abriebe. Damit müsste man stark vereinfacht die 1,1 mg/km/Tonne des Euro-6-Lkw mit dem Faktor 6,6 multiplizieren, um die Gesamtfeinstaubemission des modernen Lkw (= 7,3) zu erhalten. Demnach ist selbst der modernste Lkw für 14 mal mehr Feinstaub verantwortlich als ein mit KWE nachgerüstetes, älteres Binnenschiff !
Ähnliche Verhältnisse ergeben sich bei den Berechnungen übrigens auch bei den Stickoxiden im Vergleich Lkw - Binnenschiff (motorische Emissionen).
Unser generelles Statement zu den Emissionen der Binnenschifffahrt.
Die Binnenschiffe sind keine Dreckschleudern! Weder bei den Stickoxiden, noch bei Partikel/Ruß und schon gar nicht bei CO2. Im Gegenteil. Mit der Einführung der Euro-6-Abgasnorm bei Lkw hat der Lkw bei den motorischen Emissionen allerdings die Nase vorn. Im langlebigen Bestand der Binnenschiffe ist daher einiges an "Luft nach oben". Die Binnenschiffer können aber durch Nachrüstung von Abgasreinigungstechniken selbst dafür sorgen, dass man sich wieder völlig unangefochten an die Spitze des umweltfreundlichen Transports stellt. Das ist selbst bei Motoren aus den 60er Jahren möglich und mit dem Programm des Bundes dazu noch staatlich gefördert.
Gruß
Uwe Israel