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Thema: RHONE - Pont-Saint-Esprit (Teil 1)

  1. #1

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    Standard RHONE - Pont-Saint-Esprit (Teil 1)

    Die Rhône, gar nicht so weit weg – aber was weiß man schon von ihr: wenn man dorthin will, darf man nicht größer sein als eine Penische und in Lyon ist es bei höheren Wasserständen mitunter schwierig, wieder hochzukommen. Ansonsten gibt es dort 12 Schleusen mit den heute üblichen Hubhöhen.

    Aber was heißt heute! Die Schleuse in Bollène ist 65 Jahre alt und war 1952 mit ihren 23 m Hubhöhe die angeblich höchste Schleuse der Welt gewesen. Dort gab es 1998 einen einmaligen Unfall. Bei einer Bergschleusung ging unerklärlicherweise auf einmal das Obertor auf! Die Sturzflut in der tiefen Schleuse versenkte das Schiff, die Frau des Schiffers ertrank. Wenn das Untertor nicht standgehalten hätte, wäre die obere Haltung leergelaufen und das Kernkraftwerk Tricastin mit seinen vier Reaktoren hätte womöglich ohne Kühlwasser dagestanden. Das Schiff hieß ARELATE, der einstige PASSAU des Bayerischen Lloyd; es kam nach dem Unfall wieder in Fahrt und wurde 2011 als CALICOBA verschrottet.

    Die Schleuse Bollène ist aber auch – von der Talseite aus gesehen – die Eingangsschleuse in den Bereich, der vor der Stauregelung wegen seiner reißende Strömung gefürchtet war. Genauer gesagt ist es so, daß am Beginn des einstigen schweren Stücks - sozusagen des "Gebirges" der Rhone - der Kanal Donzere-Mondragon aus der Rhône abzweigt. An dessen oberen Ende wird nach zwanzig Kilometern der Anstieg in der Schleuse Bollène bewältigt – deswegen die große Hubhöhe. Daneben ist das Kraftwerk angeordnet, dessen Unterwasser den Kanal speist, nun aber ohne das frühere starke Gefälle der Wassermassen.

    Die Stadt Pont-Saint-Esprit am Fuß der alten Gefällstrecke wird seitdem vom Kanal abgekürzt und ist dadurch nicht nur der Schiffahrt, sondern auch eines großen Teils des Wassers beraubt. Die gewaltige Brücke, die dort seit um 1300 die Rhone überquert und 853 Meter lang ist, steht in weiten Teilen heute auf der Wiese (man vergleiche etwa das erste Foto mit den Bildern 8 und 12 !). Nur durch die einstige Schiffahrtsöffnung fließt noch einiges Wasser. Dieser größte Bogen direkt an der Stadtfront dürfte am Ende des 19. Jahrhunderts in die Brücke eingefügt worden sein. Zu dieser Zeit setzte sich die Dampfschiffahrt auf der Rhone gegen die starke Strömung durch.

    Es gab auf der Rhone bis zur Stauregelung unglaublich schlanke und scharf geschnittene Schiffe und die Schleppkähne überwanden die starke Strömung auf der Gefällstrecke zwischen Pont-Saint-Esprit und Valence mithilfe einer Reihe von neun Toueurs, die jeweils einen 15 Kilometer langen Draht auf einer Trommel aufwickelten. Alle neun waren 1895 in Lyon gebaut und leisteten 225 PS. Die Schiffe fuhren frei (aber offensichtlich mit sich von der Trommel abwickelndem Draht) mit der Strömung zu tal und brachten dann am Draht bis zu drei Anhänge an einem Tag nach oben bis zum nächsten Toueur. Eine Kette am Flußgrund hätte nicht funktioniert, da sie im Kies verschüttet worden wäre und auch die Drähte durften nicht zu lange dort liegenbleiben. Deswegen die Tagestouren mit dem Aufwickeln des Drahts.

    Pont-Saint-Esprit war die Talstation des untersten Toueurs der neun Drahtseilschlepper. Man fühlt sich an die Tauer vom Rhein erinnert, die allerdings den Draht nicht aufwickelten, sondern hinter sich wieder ins Wasser ließen. Das Gefälle war an der Rhone etwa dreimal so groß wie auf der Gebirgsstrecke des Rheins! Oder in Zahlen: zwischen Post-Saint-Esprit (KM 193) und Valence (KM 110) ging es auf 83 Kilometern um 71 Höhenmeter nach oben, also fast 1 Meter pro Kilometer.

    Gernot
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    Geändert von Gerhard (28.06.2017 um 21:41 Uhr) Grund: aus der Kette den Draht gemacht

  2. #2

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    Standard Teil 2 (mit Fototext zu Teil 1)

    Fotos in # 1:

    Auf dem ersten Bild, einer Darstellung der Brücke aus dem 17. Jahrhundert (erkennbar an der damals modernen Befestigung des Brückenkopfes auf der Stadtseite), kann man sehen, daß es im Fluß zwar eine Insel gab, die Brücke ansonsten aber komplett im Wasser stand. Man vergleiche das mit dem heutigen Zustand. – Am Knick der Brücke am linken Ufer kann man sich gut orientieren. Das Bild ist vom Aussichtspunkt auf dem Pfeiler neben der Schiffahrtsöffnung nahe des rechten Ufers entstanden – gut zu sehen auf Bild 3, das auch zeigt, wie wenig Wasser heute an der Stadt vorbeifließt. Außer bei Hochwasser – die Mauer oben an der Straße wurde erst in den 1990ern erhöht!

    Bild 4 zeigt Pont-Saint-Esprit von der Brücke aus. Vor der Stadt liegt eine Felsplatte im Wasser (Bild 7) – wohl der Felsen, auf den die Stadt gebaut ist, ähnlich wie beim Domfelsen in Magdeburg. Zwischen 1880 und 1920 baute man dort ein System von Buhnen, epi auf französisch (Bild 5). Bild 6 zeigt nicht nur die Buhnen und die Wasserführung um die Felsen vor der Stadt, sondern im Hintergrund auch den Platz, der seinerzeit die Talstation des untersten Toueurs des Schleppsystems gewesen sein dürfte. Auf alten Fotos sieht man dort immer Schiffe liegen, die damals noch an die Mauer heranfahren konnten.

    Foto 7 zeigt die Felsplatte vor der Stadt, die Buhnenführung drumherum und dahinter die Schiffahrtsöffnung. Ganz im Hintergrund ist ein Wasserfall zu sehen – das ist die Mündung der Ardeche in die heute fast leere Rhone! Mir scheint, daß der Wasserfall künstlich ist und verhindern soll, daß das unterste Stück der Ardeche zu sehr leerläuft. - Auf dem letzten Foto hier in # 2 sieht man die Mündung der Ardeche besser.

    Bild 8 ist der der Stadt gegenüberliegende Teil der Brücke von der Bergseite aus. Die Fotos 9 und 10 sind vom einstigen Flußgrund talwärts der Brücke aus aufgenommen. Besonders auf Bild 10 meint man, das starke Gefälle, das im Bereich der Stadt heute über zwei
    Meter ausmacht, sehen zu können.

    Die Brücke ist wegen ihrer gewaltigen Ausdehnung kaum komplett zu fotografieren. Ich probierte es auf den letzten beiden Fotos von der Stadtseite (Foto 11) und vom linken Ufer (Foto 12) aus.
    -----------------------------
    Fotos hier in # 2: ich habe noch ein paar Eindrücke angefügt. Man kann erkennen, daß die Brücke irgendwann verbreitert wurde - sie wird noch heute in beiden Richtungen befahren! Allerdings nicht mehr vom Fernverkehr, für den es talwärts eine neue Brücke gibt (zu sehen in # 1 Foto 6). Bild 4 zeigt die Stelle der Kapelle im Knick der Brücke (auf der alten Darstellung in # 1 Bild 1 eingekreist). Die Kapelle wurde irgendwann aus Platzgründen abgebrochen. Der Lagerraum darunter diente unter anderem auch als Gefängnis. Auf dem vorletzten Bild habe ich versucht, die Ardeche-Mündung noch etwas herauszuholen - ganz hinten auf der linken Bildseite. Das letzte Foto ein Denkmal in Pont-Saint-Esprit - ich weiß nicht, wofür es genau steht, aber es hat Saft und Kraft. Auf dem Anker steht 1929 zu lesen - ob das eine Jahreszahl oder eine Gewichtsangabe darstellt, weiß ich nicht.

    Gernot
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