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Thema: Schaufelrad-Antrieb: GLEITSCHAUFELN

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    Hallo,

    nach privatem Gedankenaustausch mit Walter Laué und Gernot Menke versuche ich hier einmal, den aktuellen Stand der Erkundungen zum Thema "Gleitschaufeln" zusammen zu fassen:

    Ein Aufsatz des Ingenieurs Franz Süberkrüb, der seit 1931 bei der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt in Zusammenarbeit mit der Ruthof-Werft an „Leitflächen“ arbeitete, beschreibt, wie die durch die Schaufelräder erzeugten Wellenwalzen und deren Energie in Vortrieb umgewandelt werden können (Franz Süberkrüb: Der Radschiffantrieb, in: Schiffbau, Schiffahrt und Hafenbau (Zeitschrift) 1939, S. 115-120). Vorbild war offenbar die Luftfahrt, die um diese Zeit große Erfolge feierte und eine Art Leitwissenschaft geworden war. Süberkrüb schrieb: „Genau so wie ein Segelflugzeug aus dem Aufwind seine Vorschubkräfte gewinnt, erhält man durch Einbau solcher Leitflächen auch bei Schaufelradschiffen eine Schubkraft.“ Und weiter: „Derartige Leitflächen sind bislang bei etwa 50 Radschleppern auf verschiedenen Stromgebieten eingebaut worden“ (beide Zitate S. 118).

    Walter Laué, dem die „Gleitschaufeln“ vor über sechzig Jahren im Arbeitsalltag am Rhein begegneten, ist im Hinblick auf die Zahl von fünfzig Radbooten skeptisch. Nach Laué war die auf dem Rhein verwendete Konstruktion jedenfalls eine andere gewesen, als in dem Süberkrüb-Aufsatz dargestellt. „Was ich gesehen habe, war eine Stahlplatte „quer hinter den Schaufeln gerade so in Wasserlinie“, die nach seiner Erinnerung „höchstens ein wenig gewölbt“ war. Seine Skizze, die er in Gernot Menkes Beitrag vom 2. Oktober 2019 verwendete, habe er „nicht als Flugzeug-tragfläche gedacht, diese Form kam mehr oder weniger flüchtig aufs Papier.“

    Gernot Menke schreib mir privat, dass die Süberkrüb-Leitflächen in einer 1952 erschienenen Veröffentlichung des österreichischen Ingenieurs Friedrich Gebers als „Leitschaufeln“ bezeichnet werden („Das Schaufelrad im Modellversuch. Zwei Berichte der Schiffbautechnischen Versuchsanstalt Wien“, S. 27). Der Verdacht läge nahe, dass die Maschinisten, von denen Walter Laué damals den Namen Gleitschaufel hörte, in Wirklichkeit „Leitschaufel“ sagten, denn auch für Walter Laué ist „Leitschaufel eigentlich der sinnvollere Name. - Der Name "Leitflächen" kam mir nie zu Ohren.“

    Allerdings erlebte Laué, dass bei abnehmendem Vorrat an Bunkerkohle und dadurch niedrigerem Tiefgang des Radschleppers, „das gleichmäßige Unterschlagen der Platte vom geworfenen Wasser von den zugehörigen Schaufelpaaren so stark auf den Rumpf übertragen wurde, dass manchmal sogar feste Rußschichten im Kamin in den Feuerraum der Kessel herunterfielen“. Zu diesen Begleiterscheinungen stellte Kurt Helm, der Oberingenieur der Hamburgischen Schiffsbauversuchsanstalt und der 1954 gegründeten Versuchsanstalt für Binnenschiffbau/Duisburg, später fest: „…der Seitenantrieb könnte bei den hochbelasteten schweren Radschleppern noch um 10 bis 15% verbessert werden durch die Verwendung von Süberkrüb-Leitflächen hinter den Rädern, doch konnten sich diese Leitflächen in der Praxis trotz ihrer nachweislichen Vorzüge bisher nicht durchsetzen, weil verstärkte Vibrationen auftraten“ (Kurt Helm: Der Stand der technischen Entwicklung im Binnenschiffbau, in: PIANC.AIPCN, Schifffahrt, Häfen, Wasserstraßen, 19. Internationaler Schiffahrtskongress; London/Großbritannien (1957), Deutsche Beiträge zu PIANC-Schiffahrtskongressen seit 1949, 1957-02, S. 43).

    Süberkrüb stellte in seinem Aufsatz von 1939 seine eigene Errungenschaft natürlich sehr positiv dar. Es stellt sich allerdings nunmehr die Frage, auf welchen Stromgebieten, wenn nicht am Rhein, die „bei etwa 50 Radschleppern“ eingebauten Leitflächen (Süberkrüb, S. 118) sonst zu sehen waren?

    Wer im Forum kann hier etwas von außerhalb des Rheins beitragen? Wer hat solche Leitflächen z.B. an der Donau oder auf anderen Flüssen auf Fotos (hinten unter den Radkästen der Radschlepper) oder gar selbst noch gesehen und erlebt?

    Engelbert Kappen
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