Ergebnis 1 bis 8 von 8

Thema: 12/10 Einsamkeit an Bord ist das größte Problem

  1. #1

    Deutschland 12/10 Einsamkeit an Bord ist das größte Problem

    Oldenburg - Der Kapitän wohnt im Heck, der Schiffsjunge oder Matrose im Bug – und sie sind die einzigen Menschen an Bord. „Einsamkeit“, sagt Wolfgang Oehrl, „ist eines der größten Probleme der Binnenschiffer

    Einsamkeit an Bord ist das größte Problem

  2. #2
    Avatar von Jürgen F.
    Registriert seit
    07.12.2008
    Ort
    Riesenbeck DEKkm 105.2
    Beiträge
    9.654

    Standard

    Wer sich einsam fühlt hat seinen Beruf verfehlt. Ich habe noch nie Langweile an Bord gehabt. Bei Landverbindung und einer Menschlichen Ansiedlung im Umkreis von 5 km kann man sich schon ganz gut helfen. Wichtig war immer das der Kühlschrank gefüllt war und genug deutsches Brot an Bord war.

    Gruß Jürgen
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  3. #3

    Registriert seit
    17.01.2009
    Ort
    .
    Beiträge
    18.934

    Standard

    Ich hatte im letzten Winter die Gelegenheit, mit dem Vater eines Eigners zu sprechen, der auf dem in Datteln liegenden Schiff Bordwache über den Jahreswechsel machte. Er sagte mir: So schlimm ist das nicht, ich habe mir genug gute Bücher mitgebracht, Fernsehen, Internet und Telefon an Bord. Und natürlich eine gut gefüllte Vorratskammer. Trotzdem hatte ich den Eindruck, er freute sich, mal mit jemandem ein Gespräch führen zu können.

    Schöne Grüße

    Arnold

  4. #4

    Standard Einsamkeit-an-Bord-ist-das größte Problem

    Hallo User
    Selber Schuld,wenn das bei manchen Leuten so ist!
    Als ich mit 15 von der Penne in Nordhorn flog und zur Binnenschifffahrt ging,begann die größe Abenteuerreise ,die man sich vorstellen kann.
    Man muß geschickt und beredet auf die Menschen zugehen.
    Hemmungen sind da fehl angebracht ,andernfalls begibt man sich in die Isolierung mit seelische Verarmung.
    Die Reisenziele änderten sich von Jahr zu Jahr,so gingen Beziehungen selbstverständlich zu Bruch.
    Man muß sein Verhalten diesen Umständen anpassen.
    Das ist in der Binnenschiffffahrt im Gegensatz zur Seeschifffahrt sehr leicht.
    Erreicht man sein Herzensziel nicht mit dem Schiff,schwingt man sich in den nächsten Zug.
    Mit 21 machte ich dann Führerschein Klasse I und II ,da kam erst mal eine BMW R 26, B.Z. eine R 27 an Bord ,kurz darauf ein V.W.
    Ich brachte es schon mit 19 Jahren auf die dritte Verlobung.
    Fuhr ich über Jahre von Rotterdam mit Feinkohle den Neckar hinauf, war der Freundeskreis entsprechend.
    In Rotterdam hatte ich Freunde mit Parties und allem drum und dran.
    An den Wochenenden wurde ja in den Seehäfen nicht verladen ,zu dem lagen wir da oft Tage in Wartebereitschaft.
    Auf dem Weg von Rotterdam nach Stuttgart,wurde im Hafenkanal in
    Ruhrort Rast gemacht ,da ging es zur "Fleischbeschauung" nach "TANTE OLGA", in Ruhrort oder zum Tanzen in Duisburg ,damals noch mit "Band"und sehr romantisch.
    Da lief aber nichts mit Frauen,als Schiffer kam man da nicht an!
    In Neuwied wurde Rast gemacht,dort wartete eine Braut auf mich,in Mannheim eine sehr gute Freundin und ein GI Soldat der US Schutzmacht der mich zu diversen GI- Partys mitnahm.
    In Stuttgart hatte ich wiederum eine Verlobte!
    Als diese schönen Reisen auf Grund des Wechsels zu einer anderen Reederei in der Kanalfahrerei endeten, änderte sich auch dementsprechend mein Umfeld,was aber auch nicht zur Langeweile führte.
    Anmerken muß ich dazu,das früher alles gemächlicher zuging.An den Sonntagen, wurde z.b. auf dem Neckar nicht geschleust.
    Auf den Westdeutschen Kanälen auch nicht.
    Der Schiffskreislauf ist heute einfach zu schnell,da bekommt man die Füße kaum noch auf festen Boden!
    Ich habe eine abenteuerliche Jugend mit den Taschen voller Geld gehabt!
    Zur heutigen Zeit würde ich diesen Beruf als deutscher nicht ergreifen,in den Niederlanden ist das alles anderst!
    Meine Option war : Tochter aus erster Ehe:"Unterbringung im Schifferkinderheim Duisburg -Ruhrort!" monatlich 1200,-- DM!
    Für Holänder in den Niederlanden kostete das damals nur : 120.-- Gulden

    Ich könnte die Aufzälhungen mit vielen von mir gemachten Fotos belegen,auf Grund des Schutztes der Persönlichkeitsrechte tue ich das aber nicht.
    Allenfalls werde ich mich zu gegebener Zeit an einen Verlag wenden und ein Buch schreiben ,wobei der Verlag das mit den Rechten übernimmt!

    Grüße Grotefendt
    Geändert von grotefendt (23.12.2010 um 18:38 Uhr) Grund: Fehler

  5. #5
    Moderator Avatar von Norbert
    Registriert seit
    08.02.2008
    Ort
    Gelsenkirchen
    Beiträge
    5.800

    Standard

    Hallo,

    Einsamkeit an Bord, empfindet mancher sicherlich. Wobei auf einen Streckenschubboot mit 7-8 Mann Besatzung eher nicht.
    Ich persönlich hatte da auch kein Problem mit, aber die verheirateten Kollegen mit Kinder, da sah man den einen oder andren schon mal etwas nachdenklich durch die Gegend laufen. In der Regel haben unsere Boote immer über Weihnachten ca 48 Stunden an der Ruhr gelegen. Nur einmal da haben wir am 24.12. Abends um 23:00 Uhr 4 beladene Leichter für Antwerpen aufgepackt, SEEBOOTANSCHLUß. Als ich uns am 2. Weihnachtstag in Antwerpen bei der Verladefirma angemeldet habe, kam der Satz: "Gehen sie mal ruhig zurück an Bord Weihnachten feiern, das Seeboot kommt erst übermorgen". Nett oder?

    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

  6. #6

    Registriert seit
    15.07.2009
    Ort
    Ca 30 km vom ESK km 38,5 entfernt
    Beiträge
    366

    Standard

    Hallo,

    einsam ist bei uns an Bord glücklicherweise niemand über Weihnachten. Unser Steuermann ist heute nach Hause zu seiner Familie gefahren, meine Tochter und ich sind über die Feiertage wie immer mit an Bord.
    Dieses Jahr verbringen wir im Eis in Bülstringen, wo wir heute noch löschen und auch nächste Woche wieder laden sollen. Immerhin sind uns so ruhige Feiertage sicher...

    Gruß von Bord

    Elke

  7. #7
    Dolmetscher und Übersetzer für Englisch Avatar von Cantor
    Registriert seit
    23.09.2008
    Ort
    Nähe Hanau am Main
    Beiträge
    1.066

    Standard

    Hallo,

    ich bin auf einigen Binnenschiffen als Gast mitgefahren und habe mich mit Dutzenden von Schiffseignern und Fahrensleuten unterhalten, um mir mein Bild zu machen. Gewiss waren Menschen darunter, die recht abgeschottet durch die Lande schipperten. Sie waren auf sich gestellt, sie mochten alleine gelassen werden, sie suchten die Ruhe und genossen wahrscheinlich auch die Abgeschiedenheit. Jedes Schiff kann als eine isolierte Zelle und ihre Mitfahrenden als Opfer dieses Umstands gesehen werden.

    Aber ich habe es auch ganz anders erlebt. Keine rauschenden Feste, was ja auch nicht unbedingt jedermanns Geschmack ist, nein, das nicht. Aber ein Gefühl von Herzlichkeit, von Familiarität, wo fast jeder jeden kennt, oder von Bordwand zu Bordwand die Geheimnisse des Plätzchenbackens und der Tierhaltung, um nur 2 Beispiele zu nennen, in gemütlicher Runde gerne preisgibt und dazu eine kleine Bewirtung anbietet.

    Besonders gefallen hat mir ein niederländischer Partikulier, der mich freundlicherweise auf seiner Fahrt von Ingelheim nach Andernach mitnahm. Dank Schiffsphon erkannte er schon lange zuvor, welches niederländische Schiff auf der Bergfahrt ihn kurz darauf passieren würde und baute ein Gespräch mit den Leuten auf der Brücke, die er gut kannte, auf.

    Es ging um alltägliche Dinge wie die Schulaufgaben der Kinder oder die Zahnwehwehchen seiner Frau, so wie es unter guten Freunden oder lieben Nachbarn der Fall ist. Und 10 Stromkilometer weiter hing er immer noch an der Strippe, aber im Gespräch mit einem anderen guten Bekannten der Binnenfahrt, und es ging um andere, aber ähnlich familiäre Dinge. Und so ging es weiter, fast die 100 km lang bis zur Bordwand eines anderen Binnenschiffers in meinem Zielhafen Andernach. Und er versicherte mir auf meine Frage hin, dass dies unter Niederländern landestypisch sei, sie quasselten miteinander den Rhein rauf und wieder runter als wären sie eine große Familie.

    sG Eberhard
    Geändert von Cantor (24.12.2010 um 01:12 Uhr)

  8. #8

    Registriert seit
    22.07.2008
    Ort
    Stadtallendorf
    Beiträge
    4.802

    Standard

    Die Funkerei und Handys auf der einen, das Auto an Bord auf der anderen Seite schaffen heute sicherlich ganz andere Möglichkeiten als früher, wo andererseits wiederum noch mehr Leute an Bord und mehr Zeit im Hafen war.

    Ein Hauptproblem dürften früher wie heute schulpflichtige Kinder sein: soll die Frau mitfahren und die Kinder ins Heim oder zu Verwandten oder soll der Mann alleine fahren, weil die Frau mit den Kindern an Land bleibt? Die letztere Variante sorgte zumindest früher, wo das Saufen noch "männlicher" und weniger geächtet war als heute, für viele Alkoholprobleme.

    In Belgien habe ich mal an abgelegener Stelle eine Penische liegen sehen, die offenbar länger warten mußte (damals gab es ja noch das Tour de rôle-System). Der Mann spielte Flöte vom Allerfeinsten. Es kommt eben immer auch drauf an, was man draus macht.

    Allerdings frage ich mich, ob nicht gerade in der Binnenschiffahrt, wo man stark von der Konjunktur und angesichts teurer Investitionen und entsprechender Kredite von Banken abhängig ist, Existenzängste unter Umständen eine beherrschendere Rolle spielen.

    Gernot

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •